In einem Buch habe ich etwas Interessantes gelesen. Es ging um einen Tofu-Dichter, der in einem Zimmer lebte, das Tingzijian genannt wurde.
Bevor ich Euch aber von meiner Suche und dem Finden dieses Zimmers erzähle, muss ich Euch erst einige Begriffe erklären. In der Hoffnung, dass ich es dann auch endlich kapiere.
Als Lilong bezeichnet wird eine Nachbarschaft, die entlang einer geraden Straße errichtet wurde, von der kleine parallele Gassen mit Wohnanlagen abzweigen. Jede dieser Anlagen ist umgeben von Mauern und bilden so eine in sich geschlossene Einheiten. Ursprünglich nach westlichem Vorbild erbaut, wurden Lilongs schnell zu einem Shanghaier Wahrzeichen. In den 1940er Jahren lebten zirka drei Millionen Menschen in den 9.000 Lilongs der Stadt. Damals mehr als die Hälfte der Einwohnerschaft Shanghais. Heute lebt nur noch 1 Prozent der Bevölkerung in Lilongs. Seit mehreren Jahren werden immer mehr dieser Lilongs mit ihren Shikumenhäusers abgerissen oder, wenn es die Bausubstanz erlaubt, renoviert. Ihre Bewohner in Hochhaussiedlungen außerhalb des Zentrums umgesiedelt. Noch bis in die 1990er Jahre war es für die meisten Bewohner Shanghais üblich, in solch einem Lilong zu leben. Schätzungen zufolge sind zirka 70 Prozent der heutigen Shanghainese in einem Lilong geboren und aufgewachsen.
Entstanden sind die ersten Lilongs zwischen Mitte der 1850er Jahre bis 1860, als die Taiping-Rebellion tausende von Chinesen nicht nur aus den Provinzen, sondern auch aus den chinesischen Stadtgebieten Shanghais in die ausländischen Konzessionen der Stadt trieb. Innerhalb von nur sieben Jahren (1855 – 1862) stieg die Zahl der chinesischen Bewohner in den Konzessionen von 500 auf 300.000! Der damalige britische Konsul Harry Smith Parkes wollte mit den Lilongs für bessere Wohnbedingungen sorgen, selbstverständlich aber auch Geld verdienen. In den Lilongs konnten auf engstem Raum viele Menschen und somit Mieter*innen untergebracht werden.
Ein Shikumen, was so viel heißt wie “Stein-Bogen-Tor”, ist ein schmucker Steinbogen, der den Eingang zu einem Lilong ziert. Er ist es, der den sich im Lilong befindenden Häusern ihren Namen gab. Ein Shikumenhaus (im Englischen als Lane House bezeichnet) ist ein für Shanghai typisches zwei- bis dreistöckiges Haus, das chinesische und westliche Elemente in sich vereint. Urspünglich waren diese Häuser für eine Familie gebaut und auch nur von einer Familie bewohnt.
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Nicole ist im Mai 2019 voller Vorfreude in das Abenteuer Shanghai gestartet und hat sich Hals über Kopf in die Millionenmetropole verliebt. Seit ihrer Ankunft bloggt sie über ihre kleinen und manchmal auch größeren Unwägbarkeiten des Alltags, über die Dinge, die sie jeden Tag wieder auf’s Neue in Erstaunen versetzen und manchmal auch einfach nur über bekannte und weniger bekannte Attraktionen, Geschichte und Geschichten rund um Shanghai.